Insights: Brandtote in Deutschland
Heute zeigen wir in unserer Insights-Serie eine Karte der Brandtoten in Deutschland von 1998-2011 basierend auf Daten des Forschungsprojekts Tibro. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass nicht allein die Geschwindigkeit der alarmierten Feuerwehr entscheidend ist.
Vielmehr ist das Brandrisiko und das Risiko bei einem Brand zu sterben von vielfältigen Faktoren abhängig. Diese Faktoren können im Rahmen von Predictive Firefighting mit unserer Lösung Premergency analysiert werden. Inspektionen des vorbeugenden Brandschutzes können somit auf besonders risikobehaftete Objekte konzentriert werden.
Die Kennzahl „Brandtote pro Einwohnerzahl“ bekommt in der Diskussion um unterschiedliche föderale Strukturen im Brandschutz in Deutschland durch das mittlerweile abgeschlossene Forschungsprojekt Tibro neue Bedeutung. Derzeit existiert keine einheitliche Brandschutzstatistik in Deutschland. Die statistischen Landesämter registrieren jeweils nur die Anzahl Brandtote pro Kreis bzw. kreisfreier Stadt. Hieraus errechnet das statistische Bundesamt eine Mortalitätsrate pro Bundesland.
Die durch Tibro mit den statistischen Landesämtern zusammengetragenen Kennzahlen (Todesursache X00-X09 „Exposition gegenüber Rauch, Feuer und Flammen“ gem. ICD-10 WHO) sind in unserer interaktiven Karte visualisiert. Die Karte zeigt deutliche regionale Unterschiede, die sich in jedem Bundesland ausprägen. Das niedrigste Brandtodesrisiko bzw. Brandmortalitätsrate besitzen Nordrhein-Westfalen und das Saarland (0.39 Brandtote pro Hunderttausend Einwohnern), gefolgt von Baden-Württemberg (0,46) und Bayern (0,50). Insbesondere Mitteldeutschland zeigt deutliche Abweichungen hin zu höheren Mortalitätsraten. Deutliches Schlusslicht ist der Landkreis Anhalt-Bitterfeld mit 1,34 Brandtoten pro 100.000 Einwohnern.
Die Ursachen für diese unterschiedlich hohen Brandtodesrisiko sind laut Tibro aufgrund geringen Datenumfangs nicht komplett beschreibbar. In den untersuchten Städten und weiterer Literaturstellen gab es eine Korrelation zwischen Gebäudehöhe und sowohl Brandhäufigkeit als auch Personenschadenshäufigkeit. Ebenfalls korrelierte die Brandhäufigkeit mit zunehmendem Gebäudealter. Weitere Daten wären jedoch für eine ausführliche Korrelationsstudie erforderlich.
Charakteristisch erscheint, dass gerade Gebäude mittlerer Höhe (4-7 Geschosse) eine höhere Ausprägung für Personenschäden und Brandhäufigkeiten zeigten. Hier scheinen die hohen Sicherheitsstandards für Hochhäuser gemäß Landesbauordnungen zur Prävention beizutragen, während der Wohnungsbau der Nachkriegsjahre (50er bis 70er Jahre) häufig auf viele Gebäude mittlerer Höhe setzte, ohne den Brandschutz kleinerer Gebäude signifikant zu übertreffen.
Eine ausführliche Tabelle und Diskussion der Brandstatistik findet sich in der im Rahmen von Tibro verfassten Disssertation A. Ridder: „Risikologische Betrachtungen zur strategischen Planung von Feuerwehren (Wuppertaler Berichte zur Sicherheitstechnik und zum Brand- und Explosionsschutz Band 11“, VdS-Verlag, Köln 2015.